Mehr Freiraum, weniger Stress

Belastung durch fordernde Tätigkeit

Der Stressreport Deutschland 2019 bringt es wissenschaftlich valide auf den Punkt: Die Intensität der Arbeit nimmt seit Jahren stetig zu, Termin- und Leistungsdruck ebenso. Die Tätigkeiten ändern sich allmählich von mechanischen Routinearbeiten hin zu geistig fordernden Beschäftigungen. Der Gewinn an Anspruch und Effizienz und die Zunahme von Mehrarbeit gehen allerdings mit einem Verlust von Lebensqualität und v. a. mit einem reduzierten Erholungsempfinden einher.

Die Beschäftigten berichten verstärkt über Belastungen durch ihre Tätigkeit, die sich oft in Schlafstörungen und Erschöpfungszuständen äußern. Die Erholungszeiten sind zwar im Vergleich zu den Vorjahren durchschnittlich etwa gleichgeblieben, aber ihre Wirkung nimmt offenbar ab – mit Folgen für die psychische und physische Gesundheit sowie für die Arbeitssicherheit. Dies gilt sowohl für Personen, die zu üblichen Zeiten arbeiten, als auch für Schicht- und Wochenendarbeiter.

Etwa 20 Prozent der deutschen Arbeitnehmer müssen sich auch außerhalb ihrer Arbeitszeiten für spontane Arbeitseinsätze zur Verfügung halten – durch Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienste. Diese Gruppe erlebt eine besonders hohe psychische Belastung und eine besonders schlechte Erholung. Auch ortsflexibles Arbeiten (mit Dienstreisen, Auswärtsübernachtungen oder wechselnden Arbeitsorten), verstärkte Emotionsregulierung (z. B. durch häufige Kundenkontakte), Unterbrechungen und die eigenständige Verkürzung von Ruhezeiten tragen zu einer erhöhten Belastung bei. Ein noch zu wenig beachteter Faktor sind offenbar Tätigkeiten mit hoher Verantwortung und enger Taktung, aber geringem Entscheidungsspielraum, etwa in der Pflege oder der Logistik.