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Wo beginnt die Sucht?

Menschen laufen plötzlich vor ein herannahendes Auto, den Blick starr auf ihr Smartphone gerichtet. Mit manchen ist ein vernünftiges Gespräch kaum noch möglich, weil sie spätestens nach zwei Minuten ihr Smartphone anschalten und die Nachrichteneingänge checken. An Autofahrer, die während der Fahrt eine Nachricht in ihr Handy tippen, haben wir uns schon fast gewöhnt – auch wenn die Strafen hierfür gerade drastisch angehoben wurden, wird man diese Unsitte kaum gänzlich abstellen können. Ein Süchtiger denkt nämlich nicht über die Folgen seines Handelns nach und ignoriert drohende Strafen oder Gefahren.

Was ist eigentlich Cybersucht?

Eine einheitliche, allgemeingültige Definition der Onlinesucht gibt es bisher nicht. Gemeint ist damit ein exzessives Onlineverhalten, das zu einer Gesundheitsgefährdung führt, also eine pathologische beziehungsweise zwanghafte Verwendung des Internets. Für eine einheitliche Deklaration, etwa durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), fehlt es noch an einschlägigen Forschungsergebnissen. Diese Form der Sucht ist einfach noch zu neu.

Suchtverhalten wird in der Regel in zwei großen Bereichen beobachtet: bei den Onlinespielen und im Bereich Social Media.

Die Spielsucht im Onlinebereich ist für die Unternehmen oft kaum zu erkennen, weil sie sich in aller Regel im Privatbereich abspielt. Auffällig ist dann zunächst eine gewisse Übermüdung und Unkonzentriertheit. Erkennbar wird diese Suchtform dann, wenn der Betroffene auch im Unternehmen bei jeder Gelegenheit zum Smartphone greift, um darüber ein Onlinespiel zu beginnen oder weiterzuspielen.

Beim Schwerpunkt Social Media äußert sich die Sucht in ständigem Kontrollieren, ob neue Nachrichten oder Posts angekommen sind. Die werden dann unmittelbar beantwortet, weiterverbreitet oder „gelikt“. Dieses Verhalten – so es denn das Ausmaß einer Sucht erreicht hat – wird den ganzen Tag über beibehalten.

Eine zwangsweise Unterbrechung der Online-Aktivitäten führt bei den Betroffenen zu unmittelbaren Entzugserscheinungen, wie sie auch von anderen Süchten bekannt sind. Nur dass es sich nicht um eine körperliche Abhängigkeit, sondern um eine seelisch gesteuerte Sucht handelt. Als Entzugserscheinungen können unter anderem Händezittern, Schweißausbrüche, nervöse Anfälle bis hin zu Depressionen beobachtet werden.

Wo beginnt die Sucht?

Die Frage, was noch „normal“ ist und wo ein Suchtverhalten beginnt, ist schwierig zu beantworten. Das liegt unter anderem daran, dass der ständige Umgang mit Computer oder Smartphone heute zum Alltag gehört. Sowohl Online-Spiele als auch die ständige Kommunikation über die Social Media-Kanäle sind gesellschaftlich akzeptiert und gelten zunächst als völlig normal. Ebenso sind viele Tätigkeiten ohne Smartphone oder Tablet gar nicht mehr denkbar.

Die Sucht beginnt dort, wo das Verhalten vom Betroffenen nicht mehr selbst gesteuert werden kann, er also bei einem Aussetzen unmittelbar von Entzugserscheinungen heimgesucht wird. Ein Online-Süchtiger wird alle möglichen Ausreden oder Rechtfertigungen heranziehen, um nicht von seinem Gerät lassen zu müssen.