Azubis finden durch "Speed-Dating"

In Zeiten des Bewerbermangels um Ausbildungsplätze in Betrieben und bestimmten Branchen nutzen v. a. die Kammern, aber auch die Agentur für Arbeit und Ausbildungsmessen ein Mittel, das sonst eher aus dem Privatbereich bekannt ist: das Speed-Dating.

An langen Tischreihen, die mit Sichtwänden unterteilt sein können, sitzen die Vertreter der Unternehmen – pro „Kabine“ ein Unternehmen – auf der einen Tischseite. Auf der anderen Seite stehen die Stühle für die Bewerber, die gezielt die für sie interessanten Unternehmen auswählen und diesen dann eine Kurzpräsentation oder ein Interview liefern. Ein Organisator achtet darauf, dass die Interessenten in Kontakt treten können und die Gesprächszeiten eingehalten werden.

Die Idee hinter dem Angebot ist einfach: Statt unpersönlich Bewerbungsunterlagen einzureichen, stellen sich die Bewerber gleich direkt beim Personalverantwortlichen vor. Üblicherweise stehen zehn Minuten für ein erstes Kennenlernen zur Verfügung. Wenn dann auf beiden Seiten Interesse besteht und die Chemie stimmt, kommt es meist zu einem zweiten Vorstellungsgespräch. Es hat aber auch schon Fälle gegeben, in denen direkt Ausbildungsangebote abgegeben wurden.

Noten sind zweitrangig

Beim Azubi-Speed-Dating kommt es v. a. auf die Persönlichkeit der Bewerber an, denn in dem kurzen Gespräch besteht kaum die Möglichkeit, Zeugnisse und sonstige Formalitäten durchzusehen. Wenn aber der Bewerber als Persönlichkeit überzeugt und einen offenen, interessierten und selbstbewussten Eindruck hinterlässt, sind vielleicht auch die Noten oder Fehlzeiten im Zeugnis zweitrangig. Im Gegenzug sieht der Bewerber, wie sein potenzieller Arbeitgeber mit Menschen umgeht, ob er auf Noten achtet oder sich vom Menschen vor ihm begeistern lässt.

Nach zehn Minuten ist Schluss

Nach spätestens zehn Minuten ist das Gespräch zu Ende. Entweder folgt jetzt die Einladung zu einem intensiveren Gespräch – oder der Bewerber wechselt an den nächsten Tisch zum nächsten Personalchef. Für Smalltalk und Floskeln bleibt bei diesem Verfahren kein Platz. Auch die Personalvertreter sollten sich auf die kurzen Interviews gut vorbereiten. Es ist empfehlenswert, allen Bewerbern dieselben Fragen zu stellen, Notizen zu den Antworten in einem Raster aufzuzeichnen und ansonsten auf den persönlichen Eindruck zu achten: Wirkt der künftige Azubi motiviert und interessiert? Ist er kompetent und selbstbewusst? Kann er sich kurz fassen und den Zeitrahmen einhalten? Lässt er sich durch die unvermeidliche Geräuschkulisse irritieren?