Arbeitswelt 4.0: Digitalisierung, die große Unbekannte

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Welche Auswirkungen im Einzelnen auf uns zukommen, kann nur vermutet werden. Wir wollen einen ersten Blick darauf wagen.

Die Zukunft wird digital

Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist noch eine große Unbekannte. Zwar ist die Computertechnik als solche nicht neu. Neu sind aber die Möglichkeiten der Vernetzung, die sich durch die digitalen Techniken bieten. Und das werden täglich mehr. Hinzu kommt: Viele Tätigkeiten, die heute noch von Menschen ausgeführt werden, übernehmen künftig computergesteuerte Maschinen. Ist es heute nur der Kühlschrank, der Nachschub bei seinem Besitzer ordert, sind es bald die Busse, die ohne Fahrer ihre Runden drehen. Die Fantasie reicht kaum aus, um alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Teils übernimmt der Computer das Staffelholz

Arbeitsmarkt-Experten erwarten, dass viele Berufe sich verändern, manche verschwinden und neue hinzukommen werden. Gegenwärtig führt knapp ein Sechstel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hierzulande Tätigkeiten aus, die zu 70 Prozent von einem Computer übernommen werden könnten. Für die Wissenschaftler ist das „ein sehr hohes Substituierbarkeitspotenzial“, mit dem die betroffenen Arbeitnehmer konfrontiert sind. Dies betrifft nach der IAB-Studie „nicht nur Helferberufe, sondern auch Fachkraftberufe“. Überwiegend unberührt vom Kollegen Computer werden Tätigkeiten in Spezialisten- und Expertenberufen bleiben. Sie seien schwieriger zu ersetzen, so der IAB-Bericht.

Wesentlich für den Erfolg: digitale Infrastruktur und digitales Know-how

Keiner weiß gegenwärtig, welche Rolle Deutschland beim Umstieg von der analogen in die digitale Welt einnehmen wird: die des Vorreiters oder die des Anwenders? Doch zwischen beiden Rollen liegen Welten, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung Neue Verantwortung verdeutlicht. Denn die Konsequenzen für die Berufs- und Arbeitswelt hängen wesentlich davon ab, wie schnell die digitale Infrastruktur ausgebaut und auf dem neuesten Stand gehalten wird und ob die digitale Bildung der Menschen mit dem Fortschreiten der Digitalisierung Schritt hält. Entscheidend wird sein, wie viele Beschäftigte in Deutschland die digitale Technik nicht nur anwenden, sondern selbst entwickeln können. Denn Staaten wie Unternehmen, die in der digitalisierten Welt auf der wirtschaftlichen Überholspur fahren wollen, benötigen IT-Experten, die mit ihrem Know-how die digitale Technik innovativ weiterentwickeln können. In verschiedenen Szenarien über die künftige Berufs- und Arbeitswelt kommt den hochqualifizierten Fachkräften eine herausragende Stellung zu. Mit ihnen steht und fällt die wirtschaftliche Leistung eines Betriebes, gar der gesamten Volkswirtschaft. Denn fehlen die Spezialisten, wird jedes Wachstum gebremst. Daher werden hochspezialisierte Fachkräfte vermutlich die Stars der digitalisierten Arbeitswelt sein.

Praxistipp:

Zwei Studien zum Thema „Digitalisierung“:

  • Sechs Szenarien für den Arbeitsmarkt, Landmann, Juliane und Heumann, Stefan (Hrsg.): Auf dem Weg zum Arbeitsmarkt 4.0? Mögliche Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeit und Beschäftigung in Deutschland bis 2030
  • Computer statt Menschen, Dengler, Katharina und Matthes, Britta: Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt – Substituierbarkeitspotenziale von Berufen in Deutschland, IAB-Forschungsbericht 11/2015